Eine Fragebogenumfrage in einer 9. Klasse eines oberbayrischen Gymnasiums, die während des Schuljahres 1999/2000 den Roman Crazy im Deutschunterricht behandelt hat, erbrachte folgende Ergebnisse:

Lehrerfragebogen

Der Lehrer hatte sich nach eigenen Aussagen für Crazy als Schullektüre entschieden, weil er immer auf der Suche nach neuen Texten für den Unterricht sei, Crazy durch den jungen Autor auf derselben Bewußtseinsebene wie die Schüler liege, und der Stil des Romans "jugendsympathisch" sei. Der Roman ist seiner Meinung nach für die 9. Klasse deshalb geeignet, weil die Schüler diskussionsfreudig, geistig wach und nicht mehr im "gehemmten Pubertätsstadium" seien, so dass ein Gespräch über Sex bereits möglich sei.
Für die Besprechnung hat der Lehrer 6 Unterrichtseinheiten verwendet und ist dabei chronologisch und nach dem "Schema F" vorgegangen (stückweise lesen -> Gespräche und Diskussionen führen). Die Resonanz auf die Lektüre war positiv. Das Buch hat den Schülern (besser als alle anderen Schullektüren) gefallen. Der Lehrer hat das gute Feedback als Schreibanlaß genutzt: Die Schüler haben Briefe an den Autor geschrieben, ihm ihr Lob bzw. ihre Kritik ausgesprochen und zu einer Lesung an der Schule eingeladen.
Die Frage, ob er Crazy erneut im Unterricht besprechen würde, beantwortete der Lehrer mit "ja".

Schülerfragebogen

(-> Auswertung der Fragebögen)

allgemeines Leseverhalten: 12 von 30 Schülern lesen weniger als 5 Bücher jährlich, 2 Schüler gaben an, mehr als 20 Bücher pro Jahr zu lesen.

zu Crazy: Lediglich 4 Schüler kannten Crazy vor der Besprechung. Alle Schüler bis auf einen haben den ganzen Text für die Schule ganz gelesen. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass es laut Umfrageergebnis allen leicht gefallen ist, das Buch zu lesen. Zudem fand nur ein Schüler die Sprache des Romans schwer verständlich. Kein Schüler fand Crazy zu "dick" für eine Schullektüre.
Schlechter schnitt das Buch inhaltlich ab. Etwa die Hälfte der Klasse fand Crazy handlungsarm und nicht spannend. Circa 2/3 konnte sich nicht mit der Hauptfigur "Benni" identifizieren. 7 von 30 Schülern erkannten sich entweder in allen ein bißchen oder hatten am ehesten Zugang zu "Janosch".

zur Besprechung: Bei nur 4 Schülern hat die Lektüre von Crazy den Wunsch erzeugt, selbst etwas zu schreiben - keiner hat es tatsächlich getan. 10 Schüler empfanden die Besprechung als zu lang, 2 als zu kurz, und die restlichen 18 hielten die Dauer der Beschäftigung für genau richtig. Jeweils 9 Schüler fanden die Behandlung des Romans im Unterricht langweilig bzw. spannend. Der Rest war sich nicht sicher oder beschrieb die Analyse als "lustig", "interessant" oder "hilfreich".

zum Film: nur 11 von 30 Schülern hatten die Verfilmung von Crazy zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht gesehen, 4 von ihnen hatten das aber noch vor. 10 von 19 "Kinogängern" fanden, dass der Film dem Buch nicht gerecht werde. Manche erkannten Unterschiede zwischen Buch und Film, empfanden dies aber aher nicht als negativ.

zu Benjamin Lebert: 2/3 der Schüler denken, Benjamin Lebert habe Crazy ohne fremde Hilfe geschrieben. Manche waren der Meinung, er habe vielleicht syntaktische Hilfestellung bekommen. Ebendfalls 2/3 der Schüler würden sich gerne mit Benjamin Lebert unterhalten wollen.

eigene Einschätzung: Alle Schüler bis auf einen halten Crazy für eine geeignete Schullektüre für die 9. Jahrgangsstufe. Ein Schüler würde den Roman eher in der 7. oder 8. Klasse besprechen. 26 Schüler fanden Crazy empfehlenswert, weil es 1) gut und einfach geschrieben und daher leicht zu lesen ist, sich 2) mit den Problemen der Schüler beschäftigt und so dem wirklichen Leben nahe kommt, Crazy 3) lustig und zum Nachdenken ist und weil es 4) anders als andere Bücher ist. Im jugendlicheren Schreibstil und dem Lebensbezug sehen die meisten der befragten Schüler auch die größten Unterschiede zur klassischen Schullektüre. In einer freiwilligen Bewertung des Romans mit dem Schulnotensystem (von 16 Schülern wahrgenommen) schnitt Crazy mit einer Note von 2,4 ab.

Fazit

Crazy u.a. deshalb für eine Besprechung im Unterricht geeignet, weil es aufgrund seiner Kürze und seines niedrigen sprachlichen Schwierigkeitsgrades von (fast) allen Schülern auch wirklich gelesen wird. Es bietet thematisch genügend Diskussionsstoff und spricht gerade Schüler der 9. Klasse direkt an.

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