Sprachkritik 9. Klasse

(1 Schulstunde à 45 Minuten)

"Umwandlungsübungen"

Die Klasse wird in zwei Hälften geteilt. Eine Hälfte bekommt einen komplizierten Schachtelsatz

(z.B. "Da er daheim seine Zeit vertat, beim Unterricht langsamen und abgewandten Geistes war und bei den Lehrern schlecht angeschrieben stand, so brachte er beständig die erbärmlichsten Zensuren nach Hause, worüber sein Vater, ein langer, sorgfältig gekleideter Herr mit sinnenden blauen Augen, der immer eine Feldblume im Kopfloch trug, sich sehr erzürnt und bekümmert zeigte." aus Tonio Kröger von Thomas Mann),

die andere einen kurzen, nur aus Hauptsätzen bestehenden Abschnitt aus Crazy. Beide Texte werden laut vorgelesen. Dann erklärt die Lehrkraft die Aufgabe: Die eine Klassenhälfte soll den Schachtelsatz in möglichst viele Hauptsätze auflösen, während die andere Hälfte den Lebert-Text in möglichst wenige, geschachtelte Sätze umformen soll. Die Arbeit erfolgt in Einzelarbeit oder Partnerarbeit. 

ca. 5 Minuten 
  (Sollte den Schülern der Auftrag nicht klar sein, kann es nötig sein, kleine grammatische Hilfestellungen zu leisten und anhand eines Beispielsatzes Haupt- und Nebensatzarten und Konjunktionen zu erklären)  (ca. 5 Minuten) 
  Den Schülern kann eine Bearbeitungszeit von ca. 10 Minuten gegeben werden. Die Aufgabe kann aber auch als Wettbewerb gestaltet werden: Wer erledigt die Aufgabe am schnellsten? Wer schafft eine Umformung des Textes in die wenigsten bzw. die meisten Sätze? Welches Ergebnis ist am besten? ect. ca. 10 Minuten 
  Danach sollen einige Lösungen vorgelesen werden.  ca. 5 Minuten 
induktiver Ansatz => Lernen durch eigene Arbeit und Vergleich; "Sprach- und Stilebenen - Hochsprache, Standardsprache und Umgangssprache (...) Besonderheiten in (...) Syntax (...) auch in Verbindung mit der Lektüre"; Sensibilisierung für Stilebenen und Sprachangemessenheit  Die Schüler sollen nun herausfinden, worin die Unterschiede zwischen den langen Schachtelsätzen und den kurzen Hauptsätzen besteht (z.B. kurze Sätze besser verständlich; Lesefluß bei kurzen Sätzen abgehackter; höhere literarische und sprachliche Qualität durch komplexere Sätze; Sprache abhängig von Zeit, Rezipienten ect.; kurze Sätze eintöniger, langweiliger usw.). Die Ergebnisse des Vergleichs können an der Tafel festgehalten werden. Die Schüler sollen feststellen, dass Sprache durch verschiedene Faktoren beeinflußt wird (z.B. Autor, Umwelt, Zeit, Zweck ect.), und dass jeder Sprachstil Vor- und Nachteile hat, so dass im Normalfall der goldene Mittelweg anzustreben ist.  ca. 10 Minuten 
  Anschließend sollen die Schüler ihre Texte in durchschnittlich lange Sätze umformen, also "den goldenen Mittelweg" wählen.  ca. 5 Minuten 
  Einige Lösungen sollen vorgelesen werden.  ca. 5 Minuten 
  In einer abschließenden Diskussion soll den Schülern bewußt werden, dass die Wirkung, die ein Text hat, auch vom Satzbau abhängt, und dass man die Satzlängen variieren kann, um bestimmte Effekte zu erzielen. Die Frage nach der Angemessenheit der Sprache in Crazy soll thematisiert werden. Paßt die Sprache in Crazy zu einem 16-Jährigen. Wirkt Crazy durch seine Sprache authentisch? Wären komplexere Schachtelsätze dem Alter des Autors und der Leser angemessen? ect.  ca. (5-)10 Minuten 

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