Literaturverfilmungen werden im Unterricht zur genüge konsumiert - und die Betonung liegt auf KONSUMIERT. Eine Literaturbesprechung mit einem "optischen Schmankerl" abzuschließen, ist nicht verwerflich. Dass sich eine darüberhinausgehende Beschäftigung mit dem oft stiefmütterlichen Medium "Film" aber durchaus lohnen kann, soll dieser Projektentwurf zeigen. Der Lehrkraft muss natürlich bewußt sein, dass eine sinnvolle Beschäftigung mit einer Literaturverfilmung sehr zeitaufwendig sein kann. Dieser Entwurf stellt den Buch-Film-Vergleich daher in das Zentrum des Unterrichtsprojekts "Crazy". Dieses Vorgehen ist in der 11. Jahgangsstufe durch den gesamten Abschnitt "Film und Fernsehen" im Lehrplan legitimiert. Die "Verfilmung literarischer Werke" wird hier als Unterrichtsthema ausdrücklich verlangt.
Das Projekt setzt die vollständige Lektüre des Romans zuhause voraus.
Hausaufgabe | Es werden ca. sechs Gruppen gebildet, die als Hausaufgabe schriftlich jeweils zwei bis drei Kapitel (ca. 30 Seiten => z.B. Kapitel 1 - 2; Kapitel 3 - 5; Kapitel 6 - 7; Kapitel 8 - 10; Kapitel 11 - 13; Kapitel 14 - 16) inhaltlich knapp beschreiben und dafür - im Idealfall - ein Paper entwerfen sollen. Die Schülergruppen erhalten die Aufgabe, besonders darauf zu achten, an welchen Stellen Benjamins Gedanken dominieren und worüber er nachdenkt (z.B. über Philosophereien, über sein eigenes Leben in der Vergangenheit und in der Zukunft, über seinen geliebten Hund Charlie etc.). Diese Stellen werden markiert. | ca. 15 Minuten für die Hausaufgabenstellung und 2-3 Tage für die Hausaufgabe selbst |
Lehrplan:
Überprüfen bzw. Aufrischung/Ergänzung der Textkenntnis; "Suchen, Auswerten, Bearbeiten von Material in Zusammenhang mit Lektüre"; "Thesenpapier erstellen, auch als Gesprächsgrundlage", "Mitschrift (...) Ergebnisse (...) von Diskussionen und Unterrichtsstunden übersichtlich festhalten"; "Inhaltswiedergabe" poetischer Texte |
Die Papers der Schülergruppen, die die Inhaltsangaben der einzelnen Kapitel in Stichpunkten enthalten, werden an jeden Schüler verteilt (siehe Anhang: Kapitel). Im Klassengespräch stellen die Gruppen die Inhalte der einzelnen Kapitel kurz vor. Auch Gedanken und Rückblenden sowie Vorschauen von Benjamin sollen erwähnt werden. Sollten keine Thesenpapiere vorliegen, sollen sich die Schüler während des Gesprächs Notizen machen. | ca. 45 Minuten |
Im Plenum wird diskutiert, welche inhaltlichen
Schwerpunkte die Klasse im Buch-Film-Vergleich setzten möchte,
d.h. Szenen, die besonders betrachtet werden sollen, müssen
festgelegt werden. Denkbar sind folgende Szenen: a) Brief von der Mutter an das Direktorat b) erste Begegnung mit Janosch c) erste Begegnung mit Malen d) Besuch der Sexualberatungsstelle e) Bennis erster Sexualkontakt mit Marie f) Reise nach München g) Besuch des Stripteaselokals h) Verweis vom Internat Es sind weitere inhaltliche Schwerpunkte denkbar wie z.B. der erste Schultag, die Überwindung der Hürde Feuerleiter und den Besuch des Friedhofs mit Sambraus. Diese Szenen werden als Gedächtnisstütze schriftlich (Tafelbild) fixiert. |
ca. 20 Minuten | |
Gruppenarbeit und Vorbereitung |
Neben den inhaltlichen Schwerpunkten, auf die alle Schüler beim Betrachten des Films ihr besonderes Augenmerk legen sollen, werden weitere Aufgaben an die Schüler verteilt. Dazu sollen die Schüler (neue) Gruppen bilden. Folgende Aufgaben für die Gruppen sind denkbar: Gruppe A) Personen: Benjamin, Janosch, Malen, Marie, Deutschlehrer, Mathelehrer, Eltern von Benjamin - Wie werden diese Personen dargestellt? Gruppe B) optische Ebene I: Kameraeinstellungen (Geschwindigkeit, Blickwinkel, Filmperspektive) Gruppe C) optische Ebene II: Kulisse, Kleidung - Wie weit wurden die Erwartungen an die optische Ebene durch das vorige Lesen des Buchs erfüllt oder enttäuscht? Gruppe D) akustische Ebene: Musik und Dialoge - Welche Szenen werden mit Musik dargestellt; wie weit stimmen Dialoge in Buch und Film überein? Gruppe E) Gedanken von Benjamin: Wann und
wie werden sie im Film berücksichtigt? |
ca. 25 Minuten |
Lehrplan: "Mitschrift" |
Der gesamte Film wird in ein oder zwei Teilen angesehen. Die Schüler sollen sich zu den festgelegten allgemeinen inhaltlichen Schwerpunkten und zu ihrem Spezialgebiet Notizen machen. | ca. 90 Minuten |
Hausaufgabe | Zuhause überarbeiten die Schüler ihre Aufzeichnungen. | ca. 1 Tag |
Gruppenarbeit | Die Gruppen setzen sich zusammen und besprechen ihre Ergebnisse. | ca. 20-30 Minuten |
Lehrplan: "Vortragen, Referieren" |
Anschließend stellt jede Gruppe ihre Ergebnisse vor- | ca. 60-70 Minuten |
Klassengespräch Lehrplan: |
Im Klassengespräch werden schließlich die Fragen, die jeder Schüler für sich selbst beantworten sollte, und weitere Punkte besprochen und geklärt. a) Wie werden Benjamins Gedanken im Film
dargestellt? Die Ergebnisse können in einem Tafelbild fixiert werden. |
ca. 45 Minuten. |
Hausaufgabe Lehrplan: |
Die Schüler erhalten die Aufgabe, zuhause im Internet nach Web-Seiten zum Film Crazy und nach Internetfilm- und Buchkritiken zu suchen und die Kritiken in der nächsten Stunde mitzubringen. Die Lehrkraft sollte sich im Vorfeld darüber vergewissern, dass die Schüler bei ihrer Suche auch erfolgreich sein werden. Kleine Arbeitsgruppen können gebildet werden, da man nicht davon ausgehen sollte, dass alle Schüler über einen Internetzugang verfügen. | ca. 2-3 Tage |
Lehrplan: "Sekundärliteratur ermitteln und zusammenstellen" |
Wenn die Schule über die nötige technische Ausrüstung verfügt, kann die Lehrkraft auch mit den Schülern zusammen während der Unterrichtszeit recherchieren. Dies müsste natürlich rechtzeitig geplant und vorbereitet werden (Raum reservieren, Ausdruck ermöglichen). Links zum Film: Onlinerezensionen unter www.amazon.de |
ca. 45 Minuten |
Lehrplan: "Vorlesen, Vortragen" |
Die mitgebrachten Informationen zum Film und die Internetfilmkritiken werden z.T. vorgelesen und besprochen. | ca. 45 Minuten |
Hausaufgabe Lehrplan: |
Der Buch-Film-Vergleich und die Sichtung des Internetmaterials sollte die Schüler nun dazu befähigen zuhause eine eigene Filmkritik zu schreiben. | ca. 1-2 Tage |
Motivation durch konkretes Endprodukt; Produktions- und Handlungsorientierung; Förderung der Konsensfähigkeit; Veröffentlichung des eigenen Produkts im Netz als "Belohnung" | Die selbstverfassten Kritiken können in der Klasse vorgelesen und diskutiert werden. Die Schüler können versuchen gemeinsam eine Kritik zu verfassen, der sie alle zustimmen würden. Dies ist nur erfolgversprechend, wenn die Meinung der Schüler über den Film relativ homogen ist. Diese Kritik könnte später im Internet veröffentlicht werden. Die Lehrkraft kann die anonymen Filmkritiken der Schüler einsammeln und sie zu einem Heft zusammenstellen. Die Schüler können dies aber auch in einer zusätzlichen Stunde selbst machen. Die Informationen und Kritiken aus dem Internet und aus der Zeitung - soweit welche gefunden wurden - können dem Heft hinzugefügt werden. Dieses greifbare Produkt des Projekts könnte zur Ansicht in der Bibliothek ausgelegt werden. | ca. 45 Minuten |