Unter dem Pflaster besteht aus einem Kaleidoskop unterschiedlicher Textsorten, die spielerisch miteinander verwoben sind. Eine schlichte graphische Präsentation, die sich in erster Linie durch Schwarzweißfotografien und kartographische Darstellungen der unterirdischen Wasserversorgungsanlage Berlins auszeichnet, vermittelt den Eindruck rein dokumentarischen Materials, das bemüht zu sein scheint, der 'traditionellen' Geschichtsschreibung ein individuelle Facette beizusteuern. Der offensichtliche Authentizitätsanspruch wird jedoch einerseits durch die mehr oder weniger stark ausgeprägte Fiktionalität eines jeden Textes - die bei Unter dem Pflaster an mehreren Stellen beispielsweise durch Verwendung der "Du"-Form verstärkt betont wird (vgl. "In der Unterwelt") - sowie andererseits durch das Fehlen von Quellenangaben bezüglich der historischen 'Fakten' bewusst brüchig. Diesem unentwirrbaren Geflecht gesellen sich selbstreflexive Passagen hinzu, die auf inhaltlicher Seite die aus der Theoriedebatte bekannten Begriffe wie "Labyrinth" und "Myzem" aufgreifen und damit gleichzeitig die Struktur des Textes metadiskursiv reflektieren. Eine entscheidende Sonderstellung innerhalb des Textgeflechtes muss dem Textblock "Aus einem Schulaufsatz von 1946 über die letzten Kriegstage" zugesprochen werden. Der Aufsatz schildert die persönlichen Erlebnisse eines kleinen Mädchens namens Wilma während des 2. Weltkrieges. Der Text 'verarbeitet' die Betroffenheit des Users/der Userin, die sich an dieser Stelle 'fast automatisch' einzustellen scheint dadurch, dass ein 'Ausweg' aus diesem psychischem Dilemma, in dem man mit Verborgenem und Verdrängtem konfrontiert wird, nur über den außertextuellen 'Zurück-Button' möglich ist und nicht, wie an allen anderen Stellen, durch ein Angebot verschiedener links.

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