Aus:
Friedrich Eberhard Freiherr von Rochow
Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen.
Frankfurt 1776

Als Wilhelm, Fritz, Martin, Karl, Sophie, Louise, Marie und Elisabeth Kinderwaren, da spielten sie nach der Schule, wann schönes Wetter einfiel, manche Stunde. Entweder einer sang, und die andern tanzten; oder sie sangen alle unter dem Schatten eines grünen Baums ihre Kinderlieder. Wann die Knaben Ball schlugen, oder Kegel schoben, oder in die Wette liefen, oder ihre Stärke versuchten; dann zogen sie ihre Kleider aus, um sie zu schonen; sobald sie aber aufhörten zu spielen, dann zogen sie ihre Kleider wieder an, um sich nicht zu erkälten. Die sanftern Mädchen sahen dergleichen Spielen, welche sich für ihr Geschlecht nicht schickten, zu, und flochten indeß einen Kranz von Feldblumen für den Sieger. Niemals sah man sie im Ernst sich zanken oder schlagen, auch nicht mit Koth sich besudeln, oder am Tage auf eine unanständige Art im Wasser baden. Dieses letzte, welches der Gesundheit doch sehr nützlich ist, thaten sie an abgelegenen Oertern, oder des Abends, wann es dunkel war. Und so blieben sie vergnügt und gesund, und alle Leute freuten sich, wann sie der unschuldigen Fröhlichkeit dieser guten Kinder zusehen konnten.
Unschuldige Freude ist allen Menschen erlaubt; nur unwürdige und freche Lustigkeit ist verboten.
Es ist Weisheit, Vergnügen und Erholungen des Gemüths zu suchen, um desto gesunder und munterer die eigentlichen Geschäfte treiben zu können. Aber es ist Thorheit, sich beständig vergnügen und erholen zu wollen, ob man gleich nicht gearbeitet hat.
Sey auch in der Wahl deiner Vergnügungen weise; so kannst du dich allewege freuen.

zurück